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Interview

GREGOR BRAUN: VON DEN OLYMPISCHEN ERFOLGEN AUF DER BAHN BIS ZUM KOPFSTEINPFLASTER VON ROUBAIX UND FLANDERN – Teil 1: Der Anfang und die olympischen Erfolge


Provided by Gregor Braun

Es ist ein heißer Juli-Tag in der Pforzheimer Nordstadt, an dem Gregor Braun uns die Tür seiner Wohnung öffnet, um uns von seiner Karriere zu erzählen.
Im Fernsehen läuft gerade die Übertragung der Tour de France, wir schauen uns gemeinsam die Endphase der Etappe an. Der Pole Rafal Majka gewinnt die Etappe und Nibali baut seine Position als Führender der Gesamtwertung aus. Gregor Braun schaltet den Fernseher aus. Von nun an werden wir überwiegend über Bahn und Kopfsteinpflaster reden.
Wann hast du mit dem Radsport angefangen und welche Erinnerungen hast Du an dein erstes Rennen?
Ich habe 1970 in der Schule mit Radsport begonnen. Damals war ich 14. Mein Vater ist früher auch Rennen gefahren. Die Erinnerungen an mein erstes Rennen sind aber nicht so gut. Am Anfang konnte ich mich im Feld nicht so gut bewegen, auf dem Rad war ich noch unsicher und das war ein großer Nachteil gegenüber den anderen, die schon mehrere Jahre Erfahrung mit Radrennen hatten.
Du hast dich aber dadurch nicht entmutigen lassen?
Nein, ich habe fleißig trainiert, auf der Bahn und auf der Straße, es war damals nicht so getrennt wie heute und nachdem diese Anfangsschwierigkeiten überwunden waren, kam nach etwa 2 Jahren der Durchbruch und es sind die ersten Siege in der Jugendklasse gekommen. Dadurch sind die Nationaltrainer auf mich aufmerksam geworden und 1973 war ich in der Junior-Klasse Vize-Europameister auf der Straße.

 

Bevor du deine Radsport-Karriere als Profi begonnen hast, stechen deine olympischen Erfolge auf der Bahn ins Auge. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Der Anruf von Gustav Killian, Bundestrainer des Gold-Vierers, der als Beginn meiner größten Erfolge auf der Bahn gesehen wird, kam Ende 1974, nach einer Saison, wo ich mich fast nur auf Straßenrennen konzentriert hatte. Nach dem Verlust von Didi Thurau, der zu den Profis gewechselt war, suchte Killian einen starken Mann für die kommende Weltmeisterschaft in der Mannschaftverfolgung und er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, bei ihm zu fahren. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ich habe überlegt und dann habe ich mich dafür entschieden.

Zum Schluss war es doch die richtige Entscheidung!
Auf jeden Fall! 1975 waren wir in Belgien Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung und im Jahr danach kamen die größten Erfolge meiner Amateur-Karriere. In der Montreal-Olympiade von 1976 kam als erster Sieg der Erfolg in der Einerverfolgung. Ich war deutscher Meister in dieser Disziplin, aber die Olympiade war mein erstes internationales Rennen, es kannte mich niemand, ich bin quasi als „nobody" hingekommen und ich habe den Sieg geholt. Kurz danach kam die zweite goldene Medaille, in der Mannschaftverfolgung, und am Ende des Jahres 1976 wurde ich in Deutschland als Sportler des Jahres gewählt. Diese Anerkennung ist für mich mit Sicherheit eine der schönsten Erinnerungen an meine sportliche Karriere.

Wie kam der Wechsel zu den Profis und mit welchen Schwierigkeiten und Unterschieden sahst du dich konfrontiert?

Mit 2 Goldmedaillen bei der Olympiade war der höchste Punkt meiner Amateur-Karriere erreicht und durch diese Erfolge ist mein Wechsel zu den Profis wahr geworden. Meinen ersten Vertrag habe ich im Jahr 1977 für die Peugeot-Mannschaft von Bernhard Thévenet unterschrieben. Es war ein Neubeginn, wo sich die Besten der Besten der Amateur-Klasse wiedergetroffen haben. Es war schon schwer. Die Distanz von 160 km in der Amateur-Klasse bis auf knapp 300 km bei den Profis war ein großer Unterschied und das höhere Renntempo und die Mannschaftstaktik, die ich bei den Amateuren nicht kannte, gehörten zu den größten Unterschieden.

 

Welcher Fahrertyp warst du, wie entstand der Spitzname "Der Bär der Weinstraße"?
Sie haben mir diesen Namen bei der Olympiade von 1976 gegeben. Es hat mit meiner Fahrweise zu tun gehabt. Die war wuchtig, kraftvoll und meine Figur auch entsprechend und da ich aus Neustadt an der Weinstraße komme, war der Spitzenname "Der Bär der Weinstraße" die Folge.

Welche sind in deiner Karriere auf der Straße die Erfolge, an die du dich besonders gern erinnerst?
Ich war mehrfacher deutscher Straßenmeister, Sieger der Deutschland-Tour und des Henningen Turms, der für mich das wichtigste Rennen war. Frankfurt war damals ein Welt-Pokal-Rennen, da waren alle Spitzenfahrer dabei und mein Sieg in 1978 gehört für mich zu den schönsten Erfolgen meiner Karriere.   
Ich habe unter anderem eine Etappe beim Giro gewonnen und das Rosa Trikot getragen. In Italien habe ich auch  2-mal den Giro Sardegna gewonnen und Eintagesklassiker wie Tre Valli Varesine und Milano-Vignola, diesen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 49 km/h. Es gab damals eine Trophäe: das Blaue Band für das Rennen über 200 km mit dem höchsten Tempo. Im Jahr 1981 habe ich auch das gewonnen. Weiter zu Teil 2

Provided by Gregor Braun
 
 
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